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Reclaim Your City: Redebeitrag Dave Troppmair

Reclaim Your City: Redebeitrag Dave Troppmair

Redebeitrag von Dave Troppmair (arche*ahoi)
Beitrag vom 01.02.2024
© Martin Kink

Die TKI versteht sich als kulturpolitisch gestaltende Organisation, die sich für die kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie Kulturarbeit in Tirol einsetzt. In den „Themen“ sammeln wir Beiträge aus Kulturpolitik, Praxis und Theorie und machen damit Kunst- und Kulturprojekte, -menschen und -initiativen sichtbar. Im Laufe der nächsten Wochen veröffentlichen wir an dieser Stelle mehrere Redebeiträge zum Thema "Öffentlicher Raum", die am 7.11.2023 im Rahmen der Kundgebung "Reclaim Your City" gehalten wurden. Die Texte geben die Ansichten der jeweiligen Sprecher*innen wieder. Angesichts der Dringlichkeit des Themas erachten wir es jedoch als wichtig, den Redebeiträgen über die Kundgebung hinaus einen Raum zu geben.


Kundgebung "Reclaim Your City"
7.11.2023, Franz-Gschnitzer-Promenade
Redebeitrag Dave Troppmair

 

Auch ich würde gerne nochmal den öffentlichen Raum bzw. den fehlenden öffentlichen Raum in Innsbruck ansprechen, wie man es am Beispiel des Sonnendecks sieht. Wir hätten doch viele Plätze und viele verschiedene Locations – die man als öffentlichen Raum betiteln kann – warum ist denn deren Nutzung so schwierig? Warum verabsäumt man es bei jeder Gelegenheit, Locations als selbst-verwaltete, konsumfreie Räume zu etablieren?

Gibt es doch viele, die sich dafür einsetzen und dazu beitragen, dass Subkulturen in dieser Stadt nicht nur in den verstecktesten Kellern existieren müssen.
Gibt es doch auch eine äußerst bemühte Interessensvertretung wie die Club Commission, oder einen seit Jahren stattfindenden Runden Tisch mit der Politik.

Was aber bei diesen Runden Tischen meist wirklich rauskommt, ist leider gar nichts. Ich bin es mittlerweile leid, mich immer wieder mit Politiker*innen-Sprech à la „Ja, super Idee, da können wir sicher in Zukunft etwas machen” vertrösten zu lassen und wieder ein Jahr zu warten, bis schlussendlich wahrscheinlich noch die Sillschlucht umzäunt wird.
Genau diesen Sprech werden wir wohl die nächsten Wochen und Monate im Wahlkampf immer wieder hören – parteiübergreifend höchstwahrscheinlich, naja – den rechten Rand mal außenvorgelassen.

Die Politik spricht immer von Ideen, die haben wir ja in Hülle und Fülle, und zwar alle gemeinsam hier. Wenn das Sonnendeck schon dran glauben muss, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um wirklich Alternativen bereitzustellen.

Locations gäbe oder gab es ja – siehe St. Bartlmä –, bei denen sich die Politik aber aufgrund der schwierigen Mehrheitsverhältnisse in der Stadt so schwertut. Und dann war da ja auch noch der Hafen. Oder wie wäre es zukünftig mit der Bale? Mehrheitsverhältnisse ändern sich doch! Das Problem von fehlenden konsum-freien Räumen überlebt – wie mir scheint – aber jede Regierung.

Denn Subkulturen sind abseits des Mainstreams und müssen dennoch umso mehr Platz haben. Freiräume sollen Platz schaffen, die fernab von kapitalistischen Zwängen existieren müssen, um das zu ermöglichen, was sie sollen – einen offenen Platz für Menschen. Einen Platz für Austausch, für Diskussion, für Musik und Miteinander.

Wollen wir in einer Gesellschaft leben, die das nicht zulässt oder sogar solche Freiräume, wie diesen hier, beschneidet?
Wollen wir in einer Stadt leben, die sich immer mehr nach Hotels und Übernachtungszahlen richtet und alles dafür tut, dass noch mehr auf Massentourismus abgezielt wird?
Ich sehe hier viele, die das so wenig wollen wie ich.

Innsbruck soll eine Stadt sein, die gelebt wird, in der Platz für jegliche Art von kulturellem Ausleben ist, die mehr zu bieten hat als 6 € Glühwein am Christkindlmarkt und Sportevents am Bergisel. Natürlich bringen konsumfreie Räume oder Orte wie das Sonnendeck hier kein Geld in die Kassen. Aber soll es der Sinn des Lebens sein, sich in allen Lebensbereichen dem freien Markt der liberalistischen Ordnung zu unterwerfen? Wenn es nach der Stadtpolitik geht, anscheinend schon, zeigt der Umgang mit diesem Ort hier nur umso mehr, was in den letzten Jahren verabsäumt wurde.

Bleiben wir deshalb alle laut und stehen gemeinsam mit der Forderung, endlich nutzbare öffentliche Räume zu schaffen, anstatt sie zu zerstören.

Und ja, es kann auch mal laut werden, ja, es wird auch Beschwerden geben, aber es gibt auch eine verdammt große Gruppe an Menschen, die sich dafür einsetzen, in dieser Stadt ein leistbares und lebenswertes Leben zu führen – so wie wir alle hier stehen, eine verdammt große Gruppe, die sich den öffentlichen Raum zurückholen will. Schließlich ist das genauso unsere Stadt – und der öffentliche Raum gehört verdammt nochmal allen.

Her mit dem schönen Leben!
Danke.

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