Die TKI versteht sich als kulturpolitisch gestaltende Organisation, die sich für die kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie Kulturarbeit in Tirol einsetzt. In den „Themen“ sammeln wir Beiträge aus Kulturpolitik, Praxis und Theorie und machen damit Kunst- und Kulturprojekte, -menschen und -initiativen sichtbar. Im Laufe der nächsten Wochen veröffentlichen wir an dieser Stelle mehrere Redebeiträge zum Thema "Öffentlicher Raum", die am 7.11.2023 im Rahmen der Kundgebung "Reclaim Your City" gehalten wurden. Die Texte geben die Ansichten der jeweiligen Sprecher*innen wieder. Angesichts der Dringlichkeit des Themas erachten wir es jedoch als wichtig, den Redebeiträgen über die Kundgebung hinaus einen Raum zu geben.

Kundgebung "Reclaim Your City"
7.11.2023, Franz-Gschnitzer-Promenade
Redebeitrag Andreas Brunner

Liebe Freund*innen des Sonnendecks,

mein Name ist Andreas Brunner, ich bin seit über 10 Jahren als Veranstalter in Innsbruck tätig.

Ich stehe heute vor euch als jemand, der seit einem Jahrzehnt das kulturelle Leben unserer Stadt mitzugestalten versucht. Ich stehe hier, weil ich, wie viele von euch, besorgt bin über die Veränderungen, die unser Innsbruck erfährt.

Wir versammeln uns heute, nicht nur als Protest, sondern als Gemeinschaft, die ein klares Zeichen setzt gegen den Verlust unserer konsumfreien Flächen, gegen die Verbauung unserer kulturellen Freiräume – gegen die Einzäunung unserer sozialen Treffpunkte.

Das Sonnendeck war mehr als nur ein Platz unter der Sonne. Es war ein Symbol für Freiheit, für Kreativität, für das pulsierende Leben einer Stadt, die ihre Jugend und ihre Kultur schätzt. Doch nun sehen wir, wie Zäune und Geländer diese Freiheit begrenzen, wie sie die Weite unserer Möglichkeiten einengen, wie sie die Farben unserer Kultur verblassen lassen.

Innsbruck, unsere Heimat, hat sich einen Namen gemacht mit ihrer dynamischen Kulturszene, ihrer Diversität, ihrem jugendlichen Elan. Veranstalter*innen, Kulturtätige, junge Künstler*innen – sie sind das Herz dieser Stadt. Sie sind es, die Innsbruck zu dem machen, was es ist: lebendig und liebenswert. Doch was bleibt von dieser Lebendigkeit, wenn all diesen engagierten Menschen die Bühne entzogen wird? Was bleibt von unserer Kultur, wenn die Orte, an denen sie gedeihen kann, verschwinden?

Erinnern wir uns an die Stadtsäle, den ehemaligen Hafen, den Weekender – all diese Orte, die einst unsere Kultur beherbergten und nun Geschichte sind. Das Sonnendeck steht kurz davor, ein weiterer Name auf dieser Liste zu werden.

Wo sind die Alternativen? Wo sind die neuen, zugänglichen Orte für unsere Kultur und unsere Jugend im Herzen unserer Stadt? Wir brauchen Räume, die konsumfrei sind, die leistbar sind, die offen sind für alle, die etwas beitragen wollen.

Wir dürfen nicht schweigen. Wir müssen unsere Stimmen erheben und deutlich machen, dass Kultur und Jugend nicht an den Rand gedrängt werden dürfen. Wir fordern von unserer Stadt, dass sie Alternativen schafft, dass sie Räume öffnet für das, was Innsbruck wirklich ausmacht: Lebendigkeit, Kreativität, Kultur.

Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen. Lasst uns zeigen, dass uns das Schicksal des Sonnendecks nicht gleichgültig ist. Lasst uns für ein Innsbruck kämpfen, das seine Räume bewahrt, das seine Kultur lebt, das seine Jugend wertschätzt.

Ich danke euch, dass ihr heute hier seid, dass ihr eure Stimme erhebt, dass ihr euch einsetzt für das, was uns am Herzen liegt. Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam können wir Veränderung bewirken.

Für das Sonnendeck, für Innsbruck, für unsere Kultur und unsere Jugend – lasst uns zusammenstehen.

Vielen Dank.