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NPO-Fonds: Wer bisher wie viel Geld erhalten hat

NPO-Fonds: Wer bisher wie viel Geld erhalten hat

verfasst von Thomas Diesenreiter
Beitrag vom 22.06.2021

Der NPO Fonds wurde im Mai 2020 von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um die finanziellen Auswirkungen der Coronapandemie auf den Sektor der nicht-gewinnorientierten Betriebe zu reduzieren. Diese umfassen in der Definition des Fonds alle gemeinnützigen und mildtätigen Einrichtungen, konkret also beispielsweise Kulturvereine, Sozialbetriebe, nicht-staatliche Bildungseinrichtungen, die Kirche oder die Feuerwehren.

Anfangs mit 700 Mio € dotiert, wurde er nach dem zweiten Lockdown im November 2020 wie andere Hilfsinstrumene auf 1 Milliarde € aufgestockt. Die KUPF OÖ hat sich die Zahlen besorgt, welcher Sektor und welches Bundesland bisher wie viel Geld aus dem Fonds abrufen konnte. Wir präsentieren euch also hier erstmals eine Detailanalyse, die unseres Wissens nach so noch nirgends sonst öffentlich wurde.

Eckdaten

Die uns vorliegenden Zahlen umfassen beide bisherige Phasen des NPO Fonds, also Hilfszahlungen für Jahr 2020 beider Antragsphasen (Q2+Q3 sowie Q4). Für die Schäden des bis 18. Mai dauernden Lockdown im heurigen Jahr gibt es bisher noch keine Antragsmöglichkeit, diese soll angeblich für das erste Halbjahr Anfang Juli folgen.

Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:

bisher zugesagtes Fördervolumen 451 Mio €
bisher ausbezahltes Fördervolumen 397 Mio €
Anzahl der bisherigen zugesagten Anträge 29.593
Anzahl der bisherigen Antragsteller*innen 21.008
Durchschnittliche Zusage pro Antragsteller*in € 21.466

Die Zahlen geben den Stand mit Stichtag 31.5.2021 wieder. Wichtig ist, dass zwar ein Großteil, aber noch nicht alle bisher eingereichten Förderanträge abgearbeitet sind. Die endgültigen Zahlen für das Jahr 2020 werden also tendenziell noch etwas höher ausfallen als hier angegeben.

Wie wir sehen, wurden bisher also 45% des Gesamtvolumens des NPO Fonds abgerufen. Zu Bedenken ist, dass im vergangen Jahr der Kulturbereich etwa 4 Monate von einem totalen Lockdown sowie 4 Monate von anfangs starken bis später schwächeren Einschränkungen betroffen war. Im heurigen Jahr umfasste der totale Lockdown 4,5 Monate sowie 1,5 Monate mit schwächeren Einschränkungen. Es ist also naheliegend, von einer etwa gleichhohen Auszahlung wie im Vorjahr auszugehen, sollten sich die Regeln des Fonds nicht maßgeblich ändern.

Es ist also denkbar, dass auch die Budgetmittel des NPO Fonds, der ja auch für Q1 und Q2 2021 verlängert werden soll, nochmals durch die Bundesregierung aufgestockt werden müssen.

Welcher Sektor hat wie viel bekommen?

Wie oben erwähnt hat der NPO Fonds eine breite Zielgruppe, die auch durchaus heterogen ist. Während der Lockdown für einen Kulturverein einen totalen Verlust der normalerweise erwirtschafteten Eigeneinnahmen darstellte, war der Einnahmenverlust beispielsweise für einen kleinen Sportverein deutlich niedriger. Und während es wohl mehr Kulturorganisationen gibt als Sozialbetriebe sind zweitere in der Regel deutlich größer. Gleichzeitig haben Eigenheiten des NPO Fonds auch zur Folge, dass durch die Förderung bestimmter Kostenarten manche Vereine eine höhere Förderung bekommen konnten als andere.

All das spiegelt sich in den teils starken Abweichungen sowohl der Ausschüttungssummen als auch der durchschnittlichen Förderungen, wie folgende Grafik zeigt:

Aufteilung des Auszahlungsvolumen nach Sektoren © KUPF OÖ

Die vorher angesprochenen Unterschiede zeigen sich hier deutlich. Während beispielsweise sowohl der Sportsektor als auch der Bereich “Gesundheit, Pflege, Soziales” in Summe etwa 90 Mio € zugesagt bekommen haben, unterscheidet sich die durchschnittliche Zusage um den Faktor 1:5.

In der folgenden Tabelle stellen die Zahl der bereits zugesagten Anträge mit ihren relativen Anteilen dar:

Achtung: Da der Fonds zwei Antragsphasen hat, ist diese Zahl der Anträge nicht gleichbedeutend mit der Anzahl der unterstützten Organisationen, da viele eben auch zwei Anträge stellen konnten/mussten. Eine Aufschlüsselung der Zahl der AntragsstellerInnen pro Sektor liegt uns aktuell leider nicht vor.

Aus dem Kunst- und Kulturbereich stammen österreichweit also 5.355 Anträge. Während das 18% aller Anträge darstellt, gingen nur 13% der zugesagten Mittel in diesen Sektor. Am anderen Ende liegen die Bereiche “Weiterbildung, Wissenschaft und Bildung” (4,4% der Anträge, 14% der Mittel) und der Bereich “Gesundheit, Pflege und Soziales” (5,9% der Anträge, 20% der Mittel). Dies relative over- und underperforming ist damit ein Indiz für die strukturellen Größenunterschiede innerhalb der verschiedenen NGO Sektoren in Österreich, allerdings natürlich mit der Einschränkung des eher willkürlichen Datensamples.

Wie viel Geld ging in welches Bundesland?

Spannend ist auch die Aufteilung nach den Bundesländern, die wir wie folgt visualisiert haben:

Aufteilung nach Bundesländer © KUPF OÖ

Auch hier sind starke strukturelle Unterschiede sichtbar, die wir anhand des Bevölkerungsschlüssels gut mit einem Over- und Underperforming bewerten können.

Oberösterreich ist das einzige Bundesland, das im Vergleich zum Bevölkerungsanteil sowohl einen höheren Anteil der Anträge als auch der ausgeschütteten Summe vorweisen kann. Die anderen Bundesländer teilen sich in zwei Gruppen: Die Steiermark, Kärnten, das Burgenland, Niederösterreich und Tirol hatten relativ gesehen zwar einen höheren Anteil der Anträge gestellt, konnten aber nur weniger Mittel abholen, als der Bevölkerungsanteil ausmacht. Das andere Extrem sind die drei Bundesländer Vorarlberg, Salzburg und Wien, die relativ gesehen zwar weniger Anträge aber eine höhere Ausschüttung hatten. Der klare Ausreißer in dieser Analyse ist das Bundesland Wien, das mit nur 11% der Anträge 32% des gesamten Fördervolumens des NPO Fonds erhielt.

Der Beitrag ist ursprünglich auf dem Blog der KUPF OÖ, der oberösterreichischen Schwesternorganisation der TKI, erschienenkupf.at/blog

Über den Autor
Thomas Diesenreiter, Kulturarbeiter, Linz. Seit Juni 2016 Geschäftsführer der KUPF OÖ. Er war und ist im KünstlerInnenkollektiv Backlab tätig, ist Mitglied des Verwaltungsausschusses von Radio FRO und arbeitet seit 2008 für das Cultural Broadcasting Archive. Als Kulturmanager war er für die Kulturhauptstadt Linz09 und die Ars Electronica tätig, und hat zuletzt von 2012 – 2016 die Kommunikationsabteilung der Tabakfabrik Linz aufgebaut und geleitet. Kulturpolitisch ist er im Umfeld der freien Kulturszene Linz unterwegs, war Vorsitzender des Linzer Stadtkulturbeirats und Teil der Steuerungsgruppe zur Entwicklung des Linzer Kulturentwicklungsplans. Er publiziert regelmäßig zu kultur- und medienpolitischen Themen in Fachzeitschriften und auf seinem Blog.
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