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Mehr Dialog zum Polylog!

Vom Umgang mit zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum in Wörgl

17.1.2023

Stellungnahme der TKI zum Abbruch des Kunstwerks „Am Polylog“ im Stadtzentrum von Wörgl und zur Kündigung der Galerie des gleichnamigen Kulturvereins und TKI-Mitglieds „Am POLYLOG. Verein zur Förderung und Vermittlung zeitgenössischer Kunst in Wörgl“

Vor mehr als zwanzig Jahren wurde der POLYLOG, eine Skulptur des deutschen Medienkünstlers Christian Möller, als permanente Kommunikationsstele im Stadtzentrum von Wörgl aufgestellt und als eine gelungene künstlerische Intervention im öffentlichen Raum begrüßt. Über eine LED-Anzeige machte der POLYLOG Botschaften unterschiedlichster Menschen sichtbar und regte als lebendige Schnittstelle zwischen realer und virtueller Welt zu einem erweiterten Diskurs in der Kleinstadt an. Bis zum 10. Jänner 2023. An diesem Tag wurde die neun Meter hohe Stele plötzlich abgebrochen und in ein Lager der Wörgler Stadtwerke GmbH gebracht. Die Entscheidung des Bürgermeisters für die Demontage fiel ohne vorherige Diskussion im Kulturausschuss und ohne mit den Verantwortlichen des Kulturvereins „Am POLYLOG“ gesprochen zu haben. Diese Vorgangsweise über die Köpfe der Betroffenen hinweg repräsentiert ein Politikverständnis, das völlig aus der Zeit gefallen scheint und ist ein krasser Widerspruch zum Konzept des POLYLOGS, bei dem es um interkulturelle und dialogische Kommunikation geht.

Kunst im öffentlichen Raum erfüllt eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Und sie erfordert einen verantwortungsvollen, sensiblen Umgang der zuständigen (Kultur)Politiker*innen sowohl mit den exponierten Kunstwerken als auch mit den Künstler*innen und Kurator*innen. Ein Dialog auf Augenhöhe sowie die Einbeziehung fachlicher Expertise sollten gerade bei solchen Entscheidungen selbstverständlich sein. Für den Abbruch des POLYLOGS wurden bis dato keine sachlichen Argumente genannt, denn bei der geplanten Umgestaltung des Platzes könnte die künstlerische Arbeit selbstverständlich mitgedacht und in die Neugestaltung integriert werden. Der Umstand, dass die Stadtgemeinde auch den Mietvertrag für die Galerie „am POLYLOG“ neben der Stele mit Jahresende gekündigt hat – wiederum ohne die Verantwortlichen des Kulturvereins zu informieren – legt die Vermutung nahe, dass hier geschmäcklerische Erwägungen den Ausschlag für die Entscheidung gaben und keine sachlich nachvollziehbaren Gründe. Seit zehn Jahren ist die Galerie in der ehemaligen Drechslereiwerkstatt Ausstellungsraum und Experimentierlabor für internationale und regionale Künstler*innen und damit eines der Vorzeigeprojekte für zeitgenössische Kunstvermittlung im Tiroler Unterland. Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher und überregional beachteter Ausstellungstätigkeit hält die neue Stadtregierung die Räumlichkeiten nun für ungeeignet.

Selbst nach dem berechtigten Aufschrei des Kulturvereins „am POLYLOG“ und der folgenden medialen Berichterstattung hat die Stadtpolitik nicht das Gespräch mit den Verantwortlichen des Vereins gesucht. Stattdessen wurde der Kulturausschuss beauftragt, sich „Gedanken über die künftige Verwendung des POLYLOGS zu machen“ und wohl auch alternative Standorte für Kunstwerk und Galerie anzudenken. Offenbar geht es darum, einen bestens etablierten Kulturort aus dem Stadtzentrum an deren Rand zu verlegen. Das Vorgehen der Stadtregierung lässt fehlendes Kunstverständnis vermuten, zeugt jedoch eindeutig von schlechter politischer Kultur und ist eine Respektlosigkeit gegenüber einer jahrzehntelangen Aufbauarbeit, die der Kulturverein „am POLYLOG“ mit viel Herzblut, Sachkenntnis und wohl auch viel unbezahlter Arbeit geleistet hat.

Wir appellieren an die Stadtregierung von Wörgl, den Dialog mit den Kulturverantwortlichen zu suchen und den Fortbestand dieses Vorzeigeprojekts im Zentrum der Stadt auch in Zukunft zu sichern.

 

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