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Das Kulturlabor Stromboli: Ein Vulkan im Klimabündnis

Das Kulturlabor Stromboli: Ein Vulkan im Klimabündnis

verfasst von Andrea Perfler
Beitrag vom 28.04.2021
Das Jugendfest im Kulturlabor Stromboli als Green Event
© Kulturlabor Stromboli

Als „die einfachste Methode, um das Ziel zu erreichen“, nämlich der Klimakrise etwas entgegenzusetzen, beschreibt Martina Brandner vom Kulturlabor Stromboli in Hall in Tirol ihre Zertifizierung als Klimabündnisbetrieb.

Seit gut einem Jahr ist die TKI-Mitgliedsinitiative Kulturlabor Stromboli schon "Klimabündnisbetrieb". Das Klimabündnis ist ein Zusammenschluss von Gemeinden, Betrieben, Bildungseinrichtungen in Europa und Indigenen Organisationen im Amazonas-Gebiet mit dem Ziel, eine klimagerechte Welt zu schaffen.

Das private Engagement in den (Kultur-)Betrieb tragen

Martina Brandner ist Kultur- und Sozialanthropologin. Über die Musik zur Kulturarbeit gekommen, arbeitet sie seit 2013 im Kulturlabor Stromboli in Hall. Zwar hat das Stromboli schon vor der Klimabündnis-Zertifizierung biologisch eingekauft, auf das Fair Trade-Siegel geachtet und die Künstler*innen regional und saisonal bekocht.

Aber das war Martina und ihren Kolleg*innen vom Kulturlabor nicht genug. So wie die Klimakrise weitergedacht werden und weitsichtiger an Lösungen herangegangen werden müsse, wollten sie auch Nachhaltigkeit im Stromboli weiterdenken. Dinge sollen nicht ersetzt, sondern hinterfragt werden: Was ist wirklich wichtig? Wie schafft man Lösungen ohne neue Probleme zu schaffen? Wie kann ich das Bestehende umbauen? Wie kann ein gesamtgesellschaftlicher Prozess angestoßen werden?

Was ein Fest bewirken kann

Initiativen wie Fridays for Future zu unterstützen war eine naheliegende Antwort auf diese Fragen. Auf Ausgangspunkte des Engagements angesprochen, beschreibt Martina ein Jugendfest, das 2019 in Kooperation mit dem Haller Jugendzentrum Park In veranstaltet wurde. Im Vorfeld gab es bei der Planung Unbehagen, weil bei diesem Fest, das auch im Freien stattfindet, immer so viel Müll anfällt. Der Wunsch war, daran etwas zu verändern - auch im Hinblick auf die Frage, was man den Jugendlichen vermitteln und mit ihnen gemeinsam umsetzen möchte. Martina hörte damals von "Green Events", las sich ein und konnte es gleich realisieren.

Green Event Tirol
Unter Green Events versteht man Veranstaltungen, bei denen besonders auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit Rücksicht genommen wird. In Tirol kann man sich anhand von Checklisten als Green Event Tirol auszeichnen lassen. Infos dazu und wie man die eigene Veranstaltung nachhaltiger machen kann, gibt es unter: www.greenevents-tirol.at

Das Stromboli nahm das Fest zum Anlass, Mehrwegbecher zu beschaffen, und es wurden Flohmarktteller statt Einwegplastik verwendet. „Man hat gesehen, dass es wirklich was bringt“, sagt Martina. Man könne bei den Jugendlichen viel Bewusstsein für das Thema schaffen und konkret was tun.

Jugendfest © Kulturlabor Stromboli

Dieses Tun hat das Team des Kulturlabor auf die Möglichkeit, Klimabündnisbetrieb zu werden aufmerksam gemacht. Als Partnerbetrieb bündelt das Kulturlabor damit bestehende Maßnahmen für den Klimaschutz, plant Neue und setzt diese um. So wurde in einem ersten Schritt ein Gutachten von einem Sachverständigen erstellt (Gebäude, Strom, Licht, Einkäufe, Mülltrennung, …). Nach dieser Aufnahme der Ist-Situation wurden außerdem gemeinsam konkrete Ziele abgesteckt und gefragt: Was ist schon da? Was ist machbar?

Konkrete Maßnahmen treffen

Wie diese Ziele aussehen, ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Wer neugierig ist, kann diese aber auf der Webseite des Klimabündnis einsehen. Im Fall vom Stromboli wurden schon vor dem Eintritt Maßnahmen getroffen , so wurde zum Beispiel. das Stromboli-Dach vor einigen Jahren isoliert und Recyclingpapier im Büro sowie für Flyer eingeführt.

Eine neu vereinbarte Maßnahme ist das “Nachhaltige Mobilitätsmanagement”, das bedeutet konkret, der Betrieb schafft Anreize, dass die Mitarbeiter*innen öffentlich oder mit dem Rad anreisen. Und auch die Gäste des Kulturlabors sollen motiviert werden, den Weg zu Veranstaltungen auf öffentlichen Wegen zu finden. Viele Besucher*innen aus Hall kommen eh schon zu Fuß, aber auch mit Zug, Bus und Rad ist der Veranstaltungsort erreichbar. Sobald Veranstaltungen wieder möglich sind, soll dies bei der Bewerbung mitkommuniziert werden.

Hinter dem komplexen Wort Ressourcenbuchhaltung verbirgt sich Einfaches, zum Beispiel das Abzählen der Müllkübel. Auf den ersten Blick klingt das vielleicht mühsam, aber wenn man den Verbrauch so gut im Blick hat, gäbe es einen lohnenden Anreiz und klare Erfolgserlebnisse ressourcenschonend zu handeln. So wie Martina das für das Jugendfest beschreibt. Zumindest dann, wenn der Veranstaltungsbetrieb keine coronabedingte Zwangspause macht.

Über den Kulturbetrieb in die Gesellschaft tragen

Stationiert ist das Kulturlabor in Hall in Tirol. Die Kleinstadt in der Nähe von Innsbruck hat es geschafft eine rege Kulturszene hervorzubringen. Das Stromboli ist ein sehr wichtiger Teil dieses Gefüges und sieht als regionales Kulturzentrum seine gesellschaftliche Verantwortung auch in der Bewusstseinsbildung. Das Veranstaltungsprogramm (Musik, Kabarett, Theater, Kinder & Jugend…)  ist breit gefächert und spricht unterschiedliche Zielgruppen an. Zu Veranstaltungen kommen Leute gezielt, aber nicht wenige schauen einfach mal so vorbei und lernen Neues kennen. Über Nachhaltigkeit und Klimakrise wird zum Beispiel beim Essen mit den Künstler*innen gesprochen und findet so auch den Weg auf die Bühne.

Das Stromboli von außen

Auf die Bühne – hoffentlich bald wieder

Aber nicht nur hinter der Bühne sollen diese Maßnahmen fruchten. Auch will das Stromboli dem Thema Nachhaltigkeit und Transformation noch mehr Raum auf der Bühne bieten. “Weil es nach außen getragen werden muss”, sagt Martina.  Erklärtes Ziel des Strombolis ist: “dass jeder mitbekommt: Man kann schon was dagegen tun.“ Eine der geplanten Veranstaltungen ist die ReCycling Tour von Manu Delago, bei der der Hang-Spieler eine ganze Tour auf dem Rad absolvieren möchte. Ganz offen zeigt sich die Kulturarbeiterin auch für Kooperationen mit anderen Veranstalter*innen und Vereinen. (Man melde sich mit guten Ideen!)

In der Vergangenheit gab es eine Kooperation mit dem Weltladen zu Ernährungsthemen. Ebenso geplant war ein Theaterstück zum Thema Erdöl und ein Schulprojekt, bei dem man sich multiperspektivisch dem Thema Müll nähern wollte, aus künstlerischer, musikalischer und Umweltsicht - Projekte, die derzeit in der coronabedingten Warteschleife sind. Außerdem schwingt die Ressourcenschonung im Programm für Kinder wie dem Bastelworkshops ständig mit.

Auch 2019 anlässlich des 30-jährigen Stromboli-Jubiläumsfestival gab es eine Performance der “Mull Muller”. Die Muller sind ein Faschingsbrauch der Region, bei dem verschiedene Figuren den Winter vertreiben. Das Projekt adaptierte den Brauch und kreierte die Kostüme aus Müll.

MullMuller © Kulturlabor Stromboli

Ins Tun kommen

Die Möglichkeiten der Kulturinitiative sind vielfältig: Hinter der Bühne, auf der Bühne, bei An- und Abreise und zwischendurch. Martina beschreibt das Feedback und die Reaktionen als sehr positiv. Sie möchte anderen Kulturinitiativen und Betrieben ans Herz legen sich ebenfalls für Nachhaltigkeit zu engagieren. „Ohne Klimabündnis hätte man das sicher auch machen können, aber es wirklich schwarz auf weiß zu sehen war sehr hilfreich.“ Die Punkte würden eine Beschäftigung mit der Nachhaltigkeit in vielen Bereichen ermöglichen (nämlich auch dort, wo man noch nicht hingeschaut hat). Sie machen sowohl Probleme als auch Lösungen sichtbar und wirken alten Gewohnheiten entgegen. Für Martina hat der Prozess ermöglicht, dass man das Thema leichter weiterträgt - man kommt leichter, schneller vom Denken ins Tun.


Alle Infos zum Klimabündnis und Klimabündnisbetrieben: tirol.klimabuendnis.at
Das Kulturlabor Stromboli: www.stromboli.at

Ursprünglich erschienen ist der Beitrag auf dem neuen Blog der ARGE Klimakultur. Auf klimakultur.tirol gibt es Geschichten über Menschen, die mithilfe der Werkzeuge Kunst und Kultur zukunftsfähige Wege für das Leben und Wirtschaften im Alpenraum erproben.

Über die Autorin
Andrea Perfler, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Lehrgang Basisbildung und Alphabetisierung. Tätigkeiten im Kulturbereich sowie in Basisbildungs- und DaZ-Projekten. Seit 2019 Projektmitarbeiterin der TKI - Tiroler Kulturinitiativen.
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